10. März - 22. April 2017
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Sophia Pompéry: Gravity is just a Habit
at
WAGNER + PARTNER
Opening 10 March 2017, 19 h
With Gravity is just a Habit, Sophia Pompéry presents her second solo exhibition with the gallery. Installation, photography and sculpture are employed by Pompéry to address the exhibition’s concept of “visual projections”, in which everyday objects such as maps and vases are transformed into parables. These impartial works enjoy various levels of interpretation and evoke associations of current political events such as migration or the destruction of cultural heritage. Consequently, Sophia Pompéry almost incidentally examines philosophical questions regarding the nature of spatial and temporal perception.
The joy of the physical experiment, including the illusion of common ways of seeing is what characterises Pompéry’s oeuvre. The exhibition title’s proposition, of gravity being a habit, targets precisely our unquestioning lethargy of accepting the familiar and given, instead of changing things.
One room in the gallery is devoted to the notion of borders and restrictions and has the title, Worlds. Here the visitor encounters a universe of school-like blackboard maps. Presented processionally, all these maps depict different parts of the world and are covered in blackboard paint. Measurements, political borders and cities disappear. The visitor is invited to draw their own version of a map – also an inner map – and thus a sponge and chalk become tools to create our own vision of the world, with the blackboards becoming a metaphor in which to comprehend space. Worlds questions the use of space, geopolitical power structures, ownership, migration and the state of the environment. If the visible becomes invisible and demarcations disappear, then all that remains is imagination. Worlds invites us to liberate our thoughts. Usually, these are caught in our everyday and it is seldom that we reflect upon our time and space and indeed who its custodians are.
A large work that covers an entire wall also presents us with questions of borders and visual projections – and suggests the infinity of outer space. The distance between stars is deceptive for the human eye and we often have difficulty in perceiving what these distances may be and instead see the sky as a sprinkled expanse. On maps, stars are also depicted across a single surface area. In the exhibition, this surface area can be viewed from both sides. The rear view of the Milky Way is infinity x 2.
Whereas Worlds invites us to use chalk and explore the volatility of fixed definitions, the photographic series Éloge du vide (praise emptiness) presents the reverse: a fleeting moment of exploding chalk, cemented in time, not unlike a still-life flower arrangement. Beyond this, it also questions our perception: the black and white photos of exploding vases, shrouded in a peculiar white smoke cloud, indeed have nothing in common with the usual, falling porcelain vessel, which has been affected by gravity. As if the explosion had set off a magical energy, we nonetheless underestimate these innocent, white vessels in our daily lives. Similarly, they arouse strong associations with the bombed and destroyed cultural assets in war zones, which serve to erase the cultural memory of a place.
NOWs:
Sophia Pompéry: Gravity is just a Habit
bei
WAGNER + PARTNER
Eröffnung, 10. März 2017, 19 Uhr
Mit Gravity is just a Habit präsentiert Sophia Pompéry die zweite Einzelausstellung in der Galerie. Dem Thema der Ausstellung – Visuelle Projektionen – nähert sie sich in verschiedenen Medien: Installationen, Fotografie und Skulptur. Dabei transformiert Pompéry Gegenstände des Alltags, z. B. Landkarten und Vasen, in Parabeln, wobei die Offenheit ihrer Werke stets mehrere Interpretationsebenen beinhaltet. So lassen ihre Werke Assoziationen auf aktuelle politische Geschehnisse wie Migration oder Zerstörung von Kulturgut zu. Fast beiläufig wirft Sophia Pompéry dabei philosophische Fragen nach der Beschaffenheit von räumlicher und zeitlicher Wahrnehmung auf.
Die Freude am physikalischen Experiment sowie an der Irreführung der üblichen Sehgewohnheiten zeichnet Pompérys künstlerische Arbeiten aus. Die in dem Ausstellungstitel formulierte These, dass Schwerkraft nur eine Gewohnheit ist, zielt auf genau diese unsere Trägheit ab, Gewohntes und Vorgefundenes unhinterfragt als gegeben und unveränderlich hinzunehmen statt Dinge zu ändern.
Ein Ausstellungsraum der Galerie ist unter dem Titel Worlds dem Begriff von Grenzen bzw. Begrenzungen gewidmet. Hier betritt der Besucher ein Universum aus schultafelähnlichen Landkarten, die ihm in einer Art Prozession entgegentreten. All diese Karten, die verschiedene Teile der Welt darstellen, sind mit Tafelfarbe überzogen. Maßstäbe, politische Grenzen und Städte verschwinden dadurch. Der Betrachter ist dazu eingeladen, auf diesen Karten seine eigene Version einer (auch inneren) Landkarte zu einzuzeichnen – Schwamm und Kreidestift werden so Werkzeuge, um unsere eigene Visionen der Welt zu entwerfen. Die Tafeln aus der Installation Worlds werden zu einer Metapher für das Verstehen von Raum. Worlds stellt die Nutzung von Raum, geopolitische Machtkonstellationen, Besitz, Migration und ökologischen Zustand in Frage. Wenn das Sichtbare unsichtbar wird und Grenzziehungen verschwinden, wird Imagination zum zentralen Element. Worlds ist eine Einladung, unsere Gedanken freizusetzen. Normalerweise sind diese in unserem Alltag befangen und selten denken wir darüber nach, wie Zeit und Raum über uns hinaus beschaffen sind.
Ebenfalls eine Frage nach Grenzen und visuellen Projektionen stellt eine wandfüllende Arbeit, die dem Betrachter einen Blick in die Unendlichkeit des Weltalls suggeriert. Beim Betrachten der Sterne blendet das menschliche Auge die Tiefe zwischen einzelnen Sternen aus. Wir haben kein Gefühl für die Distanz zwischen zwei Sternen und nehmen den Himmel als gesprenkelte Fläche war. Auf der Karte werden Sterne ebenfalls flächig dargestellt. Diese Projektionsfläche kann im Ausstellungsraum von beiden Seiten betrachtet werden. Die Perspektive auf die Rückseite der Milchstraße ist Unendlichkeit x 2.
Wohingegen Worlds einlädt, Kreide aufzutragen und statische Definitionen flüchtig werden zu lassen, stellt die Fotoserie Éloge du vide einen gegenteiligen Prozess dar: Sie sprengt Kreide und zementiert einen flüchtigen Moment, wie ein Blumenstilleben. Darüber hinaus greift auch sie Fragen nach unserer Wahrnehmung auf: Die Schwarzweiß-Fotos explodierender Vasen, die eine merkwürdige weiße Staubwolke freisetzen, haben so gar nichts mit einem üblichen herunterfallenden, von der Schwerkraft angezogenen Porzellangegenstand gemeinsam. Als würde die Explosion eine magische Energie freisetzen, scheinen wir diese unschuldigen weißen Gefäße in unserem Alltag zu unterschätzen. Gleichzeitig wecken sie starke Assoziationen an die durch Bombardierungen zersprengten Kulturgüter in Kriegsgebieten, die vor Ort der Auslöschung des kulturellen Gedächtnisses dienen sollen.