09 December - 08 January 2016
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NOWs:
The fluid, the fluid of fluids, is frozen into crystals. What was always moving becomes still, until it melts again. Ice crystals are the immobilized that is dynamic through its interaction with environment. Ice is, therefore, a transient form, which is perhaps to say, not a form at all, for it always presses towards formlessness again.[1]
Crystalline environments are fragile, and their fragile untenability undoubtedly contributes to their beauty. Such fragility is materially occasioned. Ice and snow melt.[2]
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Leon Eixenberger: THE CONDITION OF YOUR ATTENTION
with contribution by Robert Lippok
curated by Rosali Wiesheu
Opening: 9 December, 18h
super+ CENTERCOURT
Adalbertstr. 44
80799 Munich, Germany
Leon Eixenberger experimentiert unter dem Titel THE CONDITION OF YOUR ATTENTION mit Spielarten des Prozessualen. Dabei konzentriert er sich auf die Materialien Wachs und Wasser und präsentiert Objekte, die den transformativen Prozess ihrer Formauflösung und erneuten Formfindung performativ vollziehen. Eixenbergers Arbeiten lösen die geometrische Form ihrer Objekte auf und ermöglichen zufällige Neukonstellationen, die sich aus den Wachs- und Wasserkörpern selbst ergeben. Auf einer interpretativen Ebene durchlaufen hier nicht nur die Ausstellungsgegenstände eine Verschiebung ihrer materiellen Bedingtheit, auch das Auge beugt sich einer Metamorphose. Es wird dazu herausgefordert, sein identifizierendes Sehen aufzugeben und sich auf ein assoziatives und intuitives Spiel des Informen und Transformen einzulassen. Expand...
Leon Eixenberger experimentiert unter dem Titel THE CONDITION OF YOUR ATTENTION mit Spielarten des Prozessualen. Dabei konzentriert er sich auf die Materialien Wachs und Wasser und präsentiert Objekte, die den transformativen Prozess ihrer Formauflösung und erneuten Formfindung performativ vollziehen. Die Wachsobjekte bestehen aus unzähligen kleinen Tropfen von mehreren Hundert braunen und schwarzen Kerzen, die der Künstler in einem mehrmonatigen Prozess kontinuierlich über einer Wasserfläche hat abbrennen lassen, auf der die flüssigen Wachsmoleküle nach und nach zu blasenförmigen Erhebungen verschmolzen sind und eine komplexe Oberflächenstruktur erzeugen. Die Rückseiten lassen an manchen Stellen Teile der Metallgitter erkennen, die die Wachsobjekte zusammenhalten und von einer glatten, weißen Parafinschicht überzogen sind. Der rotbraune Rost, der an Teilen des Gitters sichtbar wird, verweist auf die Zeit, die im Prozess der Formwerdung der Objekte verstrichen ist. Die Arbeiten leben von der gebrochenen Anwesenheit ihrer Vergangenheit, die als schimmernde Spur in jedem Moment an den prekären Status ihrer vermeintlichen Abgeschlossenheit erinnert.
Während das Wachsrelief (120 x 60 cm) an der linken Ausstellungswand fest an einer Vorrichtung montiert ist, pendelt der Wachskörper (130 x 70 cm) in der Raummitte lose an einer Metallkette, die vom oberen Ende eines 250 x 130 cm großen, weißen Boxsackständers herabhängt. Durch die Montage des Wachskörpers auf das Boxsackgerüst ist der Skulptur ein Moment der Bewegung inhärent, die jedoch nicht zur Ausführung kommt.
Wo hier die Bewegung als Möglichkeit präsent ist, vollzieht sich diese konkret in den kontinuierlich und langsam schmelzenden, schwarzen, steinförmigen Wasserkörpern, die sich nach und nach auf dem Boden des Ausstellungsraumes ausbreiten. Der umgekehrt dynamische Prozess zwischen sich auflösendem, flüssig werdendem Eis und dem zu festen Körpern geronnenen Wachs tritt in eine zusätzliche Konstellation mit der Komposition des Künstlers Robert Lippok, dessen Soundwellen den Ausstellungsraum durchziehen und die prozessuale Dynamik der Objekte akustisch spiegeln.
Materie schleppt den Ballast der Geometrie. Eixenbergers Arbeiten lösen die geometrische Form ihrer Objekte auf und ermöglichen zufällige Neukonstellationen, die sich aus den Wachs- und Wasserkörpern selbst ergeben. Auf einer interpretativen Ebene durchlaufen hier nicht nur die Ausstellungsgegenstände eine Verschiebung ihrer materiellen Bedingtheit, auch das Auge beugt sich einer Metamorphose. Es wird dazu herausgefordert, sein identifizierendes Sehen aufzugeben und sich auf ein assoziatives und intuitives Spiel des Informen und Transformen einzulassen.
Rosali Wiesheu
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[1] Esther Leslie: Liquidation and Shattering: Aesthetics and Politics in Cold Climates, in: Anca M. Pusca [Hrsg.]: Walter Benjamin and the Aesthetics of Change, New York/Basingstoke 2010, S. 95-108, hier S.100.
[2] Ebd.
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NOWs:
The fluid, the fluid of fluids, is frozen into crystals. What was always moving becomes still, until it melts again. Ice crystals are the immobilized that is dynamic through its interaction with environment. Ice is, therefore, a transient form, which is perhaps to say, not a form at all, for it always presses towards formlessness again.[1]
Crystalline environments are fragile, and their fragile untenability undoubtedly contributes to their beauty. Such fragility is materially occasioned. Ice and snow melt.[2]
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Leon Eixenberger: THE CONDITION OF YOUR ATTENTION
mit Betrag von Robert Lippok
kuratiert von Rosali Wiesheu
Eröffnung: 9. Dezember 2016, 18h
super+ CENTERCOURT
Adalbertstr. 44
80799 München
Leon Eixenberger experimentiert unter dem Titel THE CONDITION OF YOUR ATTENTION mit Spielarten des Prozessualen. Dabei konzentriert er sich auf die Materialien Wachs und Wasser und präsentiert Objekte, die den transformativen Prozess ihrer Formauflösung und erneuten Formfindung performativ vollziehen. Eixenbergers Arbeiten lösen die geometrische Form ihrer Objekte auf und ermöglichen zufällige Neukonstellationen, die sich aus den Wachs- und Wasserkörpern selbst ergeben. Auf einer interpretativen Ebene durchlaufen hier nicht nur die Ausstellungsgegenstände eine Verschiebung ihrer materiellen Bedingtheit, auch das Auge beugt sich einer Metamorphose. Es wird dazu herausgefordert, sein identifizierendes Sehen aufzugeben und sich auf ein assoziatives und intuitives Spiel des Informen und Transformen einzulassen. Expand...
Leon Eixenberger experimentiert unter dem Titel THE CONDITION OF YOUR ATTENTION mit Spielarten des Prozessualen. Dabei konzentriert er sich auf die Materialien Wachs und Wasser und präsentiert Objekte, die den transformativen Prozess ihrer Formauflösung und erneuten Formfindung performativ vollziehen. Die Wachsobjekte bestehen aus unzähligen kleinen Tropfen von mehreren Hundert braunen und schwarzen Kerzen, die der Künstler in einem mehrmonatigen Prozess kontinuierlich über einer Wasserfläche hat abbrennen lassen, auf der die flüssigen Wachsmoleküle nach und nach zu blasenförmigen Erhebungen verschmolzen sind und eine komplexe Oberflächenstruktur erzeugen. Die Rückseiten lassen an manchen Stellen Teile der Metallgitter erkennen, die die Wachsobjekte zusammenhalten und von einer glatten, weißen Parafinschicht überzogen sind. Der rotbraune Rost, der an Teilen des Gitters sichtbar wird, verweist auf die Zeit, die im Prozess der Formwerdung der Objekte verstrichen ist. Die Arbeiten leben von der gebrochenen Anwesenheit ihrer Vergangenheit, die als schimmernde Spur in jedem Moment an den prekären Status ihrer vermeintlichen Abgeschlossenheit erinnert.
Während das Wachsrelief (120 x 60 cm) an der linken Ausstellungswand fest an einer Vorrichtung montiert ist, pendelt der Wachskörper (130 x 70 cm) in der Raummitte lose an einer Metallkette, die vom oberen Ende eines 250 x 130 cm großen, weißen Boxsackständers herabhängt. Durch die Montage des Wachskörpers auf das Boxsackgerüst ist der Skulptur ein Moment der Bewegung inhärent, die jedoch nicht zur Ausführung kommt.
Wo hier die Bewegung als Möglichkeit präsent ist, vollzieht sich diese konkret in den kontinuierlich und langsam schmelzenden, schwarzen, steinförmigen Wasserkörpern, die sich nach und nach auf dem Boden des Ausstellungsraumes ausbreiten. Der umgekehrt dynamische Prozess zwischen sich auflösendem, flüssig werdendem Eis und dem zu festen Körpern geronnenen Wachs tritt in eine zusätzliche Konstellation mit der Komposition des Künstlers Robert Lippok, dessen Soundwellen den Ausstellungsraum durchziehen und die prozessuale Dynamik der Objekte akustisch spiegeln.
Materie schleppt den Ballast der Geometrie. Eixenbergers Arbeiten lösen die geometrische Form ihrer Objekte auf und ermöglichen zufällige Neukonstellationen, die sich aus den Wachs- und Wasserkörpern selbst ergeben. Auf einer interpretativen Ebene durchlaufen hier nicht nur die Ausstellungsgegenstände eine Verschiebung ihrer materiellen Bedingtheit, auch das Auge beugt sich einer Metamorphose. Es wird dazu herausgefordert, sein identifizierendes Sehen aufzugeben und sich auf ein assoziatives und intuitives Spiel des Informen und Transformen einzulassen.
Rosali Wiesheu
–
[1] Esther Leslie: Liquidation and Shattering: Aesthetics and Politics in Cold Climates, in: Anca M. Pusca [Hrsg.]: Walter Benjamin and the Aesthetics of Change, New York/Basingstoke 2010, S. 95-108, hier S.100.
[2] Ebd.
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